„Europa erstickt im Papierverpackungsmüll“ oder: wenn unklare Studien interpretiert werden

Ein Kommentar von Kristin Trede

In Österreich werden pro Jahr rund 1,5 Mio t Altpapier gesammelt, was 2019 einer Recyclingquote von 77,6 % entsprach. Insgesamt 2,6 Mio t Altpapier setzte die Branche für die Produktion neuer Papierprodukte ein, also wesentlich mehr, als im Inland gesammelt werden kann, erklärt der österreichische Branchenverband Austropapier auf seiner öffentlich zugänglichen Internetseite. Dennoch schreibt die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ in dem in der Printausgabe vom 16. September erschienen Artikel: „Europa erstickt im Papierverpackungsmüll“, „vor allem im Lebensmittelsektor ist das Recycling von Papier fast durchweg unwirtschaftlich“, „so sind Lebensmittelverpackungen aus Papier fast nie für das Recycling geeignet“, um nur einzelne Sätze zu zitieren.

Der Beitrag basiert laut der österreichischen Tageszeitung auf einer Studie im Auftrag des European Environmental Bureau, einem Zusammenschluss unterschiedlicher europäischer Umweltschutzorganisationen. Bei der im Artikel namentlich nicht genannten Studie dürfte es sich um die Veröffentlichung „Disposable Paper-based Food Packaging“ handeln, also um eine Auseinandersetzung mit dem Thema papierbasierte Einwegverpackungen für Lebensmittel, die von dem niederländischen Marktforschungsunternehmen Profundo erstellt und Anfang September veröffentlicht wurde. Weitere Auftraggeber waren unter anderem Zero Waste Europe und die Rethink Plastic Alliance.

Der Artikel der Tagespresse nimmt Inhalte aus dem Kontext, wobei es in der Studie selbst schwer ist, den Kontext zu finden. So wurde dann in dem Presseartikel und einer - aus der Studie stammenden eingefügten - Statistik darauf hingewiesen, dass Papier den stärkten Abfallstrom in der EU ausmacht. Das ist plakativ, insbesondere dann, wenn man dies einem, wie in der Tagespresse geschehen, niedrigeren Aufkommen von Kunststoffverpackungsabfällen gegenüberstellt. Aber um eine Bewertung vornehmen zu können, muss man die Recyclingquoten der Abfallströme ins Verhältnis setzen. Diese lagen bei Papier im Jahr 2021 bei 71,4 % - was auch die Studie selbst berichtet. Die Altpapiereinsatzquote – die Menge Altpapier, die in der Herstellung neuer Produkte eingesetzt wird – liegt laut Branchendaten europaweit bei fast 79 %.

Den vollständigen Kommentar und weitere Nachrichten lesen Abonnenten in EUWID Verpackung. Die wöchentlich als Printausgabe und E-Paper erscheinende Fachzeitschrift informiert Leser kompakt über die relevanten Entwicklungen in Deutschland sowie benachbarten Verpackungsmärkten.

 

- Anzeige -
- Anzeige -