Karton und Faltschachteln: Seit der Jahrtausendwende hat es keine vergleichbare Situation am Markt gegeben

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Die Situation in der Karton- und Faltschachtelindustrie spitzt sich im Oktober in Deutschland weiter zu. Geld, so heißt aus der Karton- und Faltschachtelbranche, werde im Jahr 2021 auch nach der x-ten Preiserhöhung nicht verdient werden. Die zwischenzeitlich mehrfach vollzogenen Anpassungen, die bei den Kartonfabriken anfänglich durch das Altpapier getrieben waren, konnten über das Jahr von den Verarbeitern nicht zeitnah weitergeben werden. Zu den Altpapierkosten, die weiterhin auf hohem Niveau verharren, addierte sich in den letzten Wochen der „Energiepreisschock“ hinzu.

Die hohe Belastung durch die Energie steht zwar in Abhängigkeit zur Art der Versorgung jeder einzelnen Fabrik sowie zur Einkaufspolitik an den Energiemärkten, aber die Ankündigungen der Produzenten der letzten Wochen zeigen die zunehmende Dramatik in der gesamten Branche. Kurzfristig geforderte, temporäre Energiekostenzuschläge sollen bereits im Oktober, spätestens zum 1. November greifen, heißt es gegenüber EUWID.

Der Begriff „temporär“ vermittelt dabei den Eindruck, das Thema Energie sei von Kurzfristigkeit geprägt und zügig wieder vom Tisch. In den Gesprächen mit dem Markt scheint dies aber eher so zu verstehen zu sein, das spätestens im kommenden Jahr über weitere Energiezuschläge gesprochen werden könnte. Dabei erreichen die Erhöhungen für alle Kartonsorten auch ohne Energiekostenzuschläge bereits jetzt historische Ausmaße.

Aber wie losgelöst die Märkte derzeit von bekannten Mechanismen sind, zeigt sich in der Verbindung von höheren Preisen und einer daraus resultierenden, vermeintlichen Liefersicherheit. Galt die Bereitschaft, höhere Preise zu bezahlen sonst als Garant, mit der benötigten Ware beliefert zu werden, ist der hohe Preis heute eher die Grundvoraussetzung, um überhaupt Mengen zu bekommen. Die Liefertermine für Recyclingkarton liegen im kommenden Jahr. Aber selbst bei diesen inzwischen ausufernden Lieferfristen ist nicht garantiert, dass der Bedarf von Seiten der Kartonfabriken bestätigt wird. Es mehren sich seit einiger Zeit Angaben, dass schon jetzt von Seiten der Kartonproduzenten Mengen für das kommende Jahr gekürzt werden –selbst dann, wenn es sich um die identische Bedarfe wie in diesem Jahr handelt.

Für Frischfaserkarton stellt sich die Situation kaum anders dar. Die Branche arbeitet jedoch zu einem hohen Anteil mit Jahresverträgen, an die sich die Hersteller bisher gehalten haben. Preisschreiben wurden in der Regel sechs Wochen vor Gültigkeit verschickt. Aber es gibt Aussagen, dass einzelne Kartonproduzenten bereits vor Jahreswechsel aus den Verträgen aussteigen wollen, um die hohen Kosten weiterzugeben – und der Ton in der Branche wird rauer. Über das Jahr konnten bisher nur die Preise für freie Mengen angepasst werden, was einer Anpassung im dreistelligen Bereich entspricht.

Die Versorgung ist auch hier ein Thema. Liefertermine werden erst für Ende des ersten Quartals oder den Beginn des zweiten bestätigt. Auch hier werden Verarbeiter damit konfrontiert, dass ihre Mengen von den Kartonfabriken für 2022 nicht bestätigt werden, bzw. nicht im vollen Umfang.

Die EUWID-Redaktion recherchiert für Abonnenten die Marktentwicklungen für Karton und Faltschachteln alle 14 Tage. Aufgrund der anhaltenden Turbulenzen geben wir hier einen kleinen Einblick in den aktuellen Ist-Zustand. Am Freitag steht unseren Premiumkundender akutelle Preisspiegel ab 12 Uhr zur Verfügung.

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