Theo Müller darf Teile des Molkereigeschäfts von Royal Friesland Campina übernehmen

Das Bundeskartellamt hat das Vorhaben der Unternehmensgruppe Theo Müller freigegeben, Marken und Produktionsstätten für zahlreiche Molkereiprodukte von Royal Friesland Campina zu übernehmen. Dazu gehören unter anderem die Marken "Landliebe" und "Tuffi". Wegen wettbewerblicher Bedenken in Teilbereichen erfolgte die Freigabe nur nach Zusagen der Beteiligten.

Die Unternehmensgruppe Theo Müller verfüge bei Molkereiprodukten bereits über eine starke Marktposition. Auf den Märkten für Milchreis, frische Milchmischgetränke und Basismilchgetränke ist die Müller-Gruppe mit weitem Abstand marktbeherrschend, so das Kartellamt. Diese schon heute überragende Marktstellung wäre durch die Übernahme der Bereiche von Friesland Campina weiter verstärkt worden. Daher sorgen Zusagen dafür, dass sämtliche problematische Überschneidungen entfallen. Der gesamte Geschäftsbereich "Tuffi" von Friesland Campina wird an eine unabhängige dritte Molkerei veräußert. Zudem wird die Theo Müller-Gruppe exklusive, unwiderrufliche und unbefristete Markenlizenzen an der Marke "Landliebe" erteilen. Damit werde sichergestellt, dass unabhängige Dritte die Marktposition von Friesland Campina in diesen Bereichen einnehmen und der Wettbewerb somit erhalten bleibt, heißt es weiter.

Die Unternehmensgruppe Theo Müller erzielte im Geschäftsjahr 2021 weltweit Umsätze von ca. sieben Mrd. Euro, Friesland Campina über elf Mrd. Euro. In Deutschland gehören beide Unternehmen zu den größten zehn Molkereien.

Bei den Ermittlungen des Amtes lag zunächst ein besonderes Augenmerk auf der Abgrenzung der relevanten Märkte für verschiedene Dessertprodukte. Im Grundsatz wird auf die Austauschbarkeit der Produkte aus Sicht der unmittelbar Nachfragenden, also hier des Lebensmitteleinzelhandels, abgestellt. Im vorliegenden Fall wurde zudem die Austauschbarkeit aus Sicht der Verbraucher untersucht und in die sachliche Marktabgrenzung einbezogen. Sehen die unmittelbar Nachfragenden wie auch die Verbraucher ein Produkt als austauschbar an, wird es in den gleichen Markt miteinbezogen. Um diese zentrale Frage zu klären, hat das Amt neben umfangreichen Befragungen von Marktteilnehmenden ergänzend eine empirische Analyse vorgenommen (sog. Event-Analyse). Diese zieht Daten über Preisveränderungen bzw. Rabattierungen bestimmter betroffener Produkte heran, um anhand der Reaktion der Nachfrage die Austauschbarkeit verschiedener Produkte aus Sicht der Konsumenten zu analysieren.

Nach den Ermittlungen liegt der Marktanteil der Müller-Gruppe in allen drei problematischen Bereichen - frische Milchmischgetränke, Milchreis und Basismilchgetränke - bei über 60 Prozent. Damit ist die Schwelle für eine vermutete Marktbeherrschung von 40 Prozent deutlich überschritten. Durch die Übernahme der Marken von Friesland Campina kommt es zwar lediglich zu geringen bzw. geringfügigen Marktanteilsadditionen, diese hätten aber die Marktbeherrschung von Theo Müller weiter verstärkt. Sämtliche problematische Überschneidungen werden jedoch durch die Zusagen der Beteiligten entfallen. Die Zusagen würden über die zur Beseitigung der wettbewerblichen Bedenken erforderlichen Maßnahmen hinausgehen.

Für die weiteren von dem Zusammenschluss betroffenen Molkereiprodukte - wie unter anderem frische Milch, H-Milch, Joghurt, Pudding, Grießpudding, Quark, Butter und Sahne - kommt es durch den Zusammenschluss ebenfalls zu teilweise signifikanten Marktanteilszuwächsen für die Unternehmensgruppe Theo Müller. Der gemeinsame Marktanteil liegt jedoch unter der Vermutungsschwelle für eine marktbeherrschende Stellung von 40 Prozent. Hier ergeben sich nach den Ermittlungen keine wettbewerblichen Bedenken, die eine Untersagung des Zuerwerbs in diesen Bereichen rechtfertigen könnten. Das Vorhaben kann daher für die übrigen betroffenen Bereiche ohne Bedingungen oder Auflagen vollzogen werden.

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