Markt für Standardkunststoffe: Verhaltene Nachfrage und steigende Notierungen

Die Hoffnung, dass das Ende der Sommerferienzeit in Europa eine Trendwende im Markt für Standardkunststoffe einläutet, hat sich nicht bestätigt. Für den September wurde die Nachfrage von nahezu allen EUWID-Gesprächspartnern als schleppend bezeichnet. Die Bedarfe der Verarbeiter und der von ihnen belieferten Abnehmermärkte seien nicht auf ein normales Niveau zurückgekehrt. Zudem hätten die an vielen Stellen anziehenden Commoditypreise zusätzliche Aufträge ausgebremst. Es habe im September nur derjenige gekauft, der Ware für seine Fertigung wirklich benötigte. Das Angebot wurde von vielen Branchenkennern, trotz anhaltender Produktionskürzungen auf Seiten der Monomer- und Polymerhersteller, als ausreichend beschrieben. Von deutlich spürbaren Angebotsüberhängen, wie noch in den Vormonaten, war in der aktuellen Recherche nur noch wenig zu hören.

Nachfrage: Keine Normalisierung nach dem Ende der Sommerferien

Die Nachfrage nach Standardkunststoffen wurde im September nach einem „überraschend guten Ferienmonat August“ von vielen EUWID-Gesprächspartnern als erneut „eher schleppend“ beschrieben. Die Absatzzahlen lagen unter dem Vormonat. Nur vereinzelt zeigten sich Distributoren, die sich in den vergangenen Wochen günstig mit Ware eindecken konnten, zufrieden. Wie zu hören war, fehlten im Betrachtungszeitraum vor allem spekulativ kaufende Kunden. Diese hatten sich, wie berichtet, im August und stellenweise bereits im Juli aufgrund der sinkenden bzw. gleichbleibenden Notierungen eingedeckt und konnten die anziehenden Preise „aussitzen“.

Gekauft hat den Aussagen zufolge nur derjenige, der Ware für das Tagesgeschäft benötigte. Dabei lief laut den Aussagen vor allem die Nachfrage aus dem Automobilbereich und für die Produktion von Konsumgütern „verhältnismäßig gut“. Ebenso seien Kunden aus dem Pharmabereich aktiv gewesen. Als „eher verhalten“ bzw. „schleppend“ wurde die Auftragslage im Bausektor beschrieben. Unterschiedlich fällt die Bilanz für den Verpackungssektor aus. Während hier stellenweise die Bedarfe nach den Commodities zur Produktion von Packmitteln da gewesen sein sollen, konnten einzelne Branchenkenner diese Entwicklung nicht bestätigen und sprachen sogar von einer „total verhaltenen Nachfrage“. Daneben gab es Aussagen, dass es eher Aufträge für preisgünstige Verpackungen gebe.

Ernüchternd fiel im September die Bilanz der befragten Folienproduzenten aus. Die Branche sei „in eine Krise gerutscht, aus der es schwer werde, wieder herauszukommen“, erläuterten Folienhersteller. Zeigte sich auch hier im Rahmen der August-Recherche noch ein leicht positiveres Bild als in den Vormonaten, so berichteten zum Recherchezeitpunkt Branchenkenner von einer „durch fast alle Kundensegmente verhaltenen Nachfrage“. Die Bedarfe an Folien etwa für die Bereiche Pharma, Hygiene, Baumärkte und Agrarwirtschaft sei zwar da gewesen, aber es sei „quer durch alle Bereiche weniger los“. Stellenweise positiv wurde die Nachfrage nach Stretchfolien für die Industrie beschrieben. Das Segment funktionierte, sei aber sehr preissensitiv. Kurzarbeit war für einzelne Unternehmen weiterhin ein Thema. Die Produktionslinien seien in der Regel nicht voll ausgelastet gewesen. 

Angebot passt sich der Nachfrage an

Auch Ende September zeigte sich der Markt für Standardkunststoffe gut mit allen Commodities versorgt. Branchenkenner beschrieben Angebot und Nachfrage als wieder ein Stück ausbalancierter als noch im August. Die deutlichen Mengenüberhänge der vergangenen Wochen und Monate, unter anderem bei den PE-Kunststoffen, sollen mittlerweile der Vergangenheit angehören. So hieß es etwa, dass in diesem Monat selbst LDPE knapper gewesen sei. Als Gründe für die erneut reduzierten Mengen wurden die unverändert im Markt vorhandenen Produktionskürzungen bei Monomer- und Polymerherstellern angeführt. Auch die Importmengen seien weiterhin verknappt. Es komme nur wenig Ware, etwa aus dem arabischen Raum und Asien, rein. Das europäische Preisniveau sei auf dem Weltmarkt zu unattraktiv. Erneut war zu hören, dass einzelne Kunststoffhersteller deutlich früh im September ihr Auftragsbücher schlossen und nicht immer bereit waren, Mehrmengen über den vereinbarten Bedarfen zu liefern.

Monomere im Aufwärtstrend

Kräftig im Aufwind zeigte sich im September die Entwicklung der Monomerpreise. Den Aussagen zufolge erhöhte sich Ethylen um 75 €/t. Propylen legte um 60 €/t zu. Noch im Vormonat hatte es bei beiden Vorprodukten ein Rollover gegeben. Styrol verbesserte sich laut Gesprächspartnern nach einem Plus von 105 €/t im August nun um 170 €/t.

PE-Kunststoffe: Angebot und Nachfrage ausbalancierter als in den Vormonaten

Angebot und Nachfrage wurden im Markt für PE-Kunststoffe Ende September als ausgeglichener beschrieben als noch in den Vormonaten. Die deutlichen Mengenüberhänge, insbesondere beim LDPE, seien mittlerweile fast komplett verschwunden. Importe waren den Aussagen zufolge im Bereich der PE-Commodities nur in einem sehr reduzieren Umfang verfügbar. Dennoch sollen im September ausreichende Mengen vorhanden gewesen sein, um die Bedarfe zu erfüllen. Bei den Preisen ging nach einem Rollover im August die Bewegung nach oben. Wie zu hören war, lagen die Forderungen der Polymerproduzenten für LDPE im September bei 75 bis 100 €/t. Je nach Tiefe des Ausgangspreises sollen aber auch höhere Forderungen von in der Spitze bis zu 150 €/t möglich gewesen sein. Tiefstpreise, die deutlich unter der Monomernotierung lagen, verschwanden weiter vom Markt. In der Breite kristallisierte sich für LDPE-Folienqualität im September eine Spanne zwischen 1,20 bis zu 1,25 €/kg heraus. Engpässe verzeichnete im Betrachtungszeitraum auch das LLDPE-Segment. Vor allem auf Seiten der Importe soll wenig Menge im Markt vorhanden gewesen sein. Dies könnte sich nach Meinung einzelner Gesprächspartner bis Jahresende so fortsetzen. LLDPE-Folienqualität bewegte sich in einem Rahmen zwischen 1,20 und 1,26 €/kg. HDPE Spritzguss befand sich zwischen 1,22 und 1,27 €/kg. HDPE Blasware kam auf 1,20 bis 1,28 €/kg.

Polystyrol: Hoffnungen auf sinkende Preise im Oktober dämpfen Nachfrage deutlich

Sorgenkind war im September Polystyrol. Den Aussagen zufolge entwickelte sich die Nachfrage noch ruhiger als im Vormonat. Vereinzelt hieß es von Verkaufsseite sogar, dass der September „einer der schlechtesten Monate des bisherigen Jahres“ war. Eine Ursache scheint dabei in den Preisforderungen der Polymerhersteller gelegen zu haben. Sie waren aufgrund der Anhebung des Monomers auch im September mit Forderungen von bis zu 180 €/t für Polystyrol glasklar und schlagfest an die Verarbeiter herangetreten. Gleichzeitig kursierten Vermutungen im Markt, dass das Styrol im Oktober deutlich sinken könnte. Deshalb habe, wer konnte, mit Käufen ausgesetzt. Auf Angebotsseite liefen den Aussagen zufolge alle europäischen Produktionsanlagen mit gedrosselter Kapazität. Dennoch seien ausreichende Mengen vorhanden gewesen. Polystyrol glasklar erreichte im Schnitt eine Spanne zwischen 1,81 und 1,89 €/kg. Polystyrol schlagfest lag in einem Rahmen zwischen 1,94 und 1,99 €/kg.

Polypropylen: Tiefstpreise verschwinden vom Markt

Als besonders schwach wurde im September auch die Nachfrage nach Polypropylen bezeichnet. Dennoch versuchten die Produzenten die Erhöhung des Monomers durchzusetzen. Tiefstpreise sollen damit auch hier vom Markt verschwunden sein. Auf Angebotsseite waren die Mengen nach wie vor ausreichend, um die vorhandenen Bedarfe zu decken. Für PP Homopolymer ergab sich eine Range zwischen 1,39 und 1,45 €/kg und für PP Copolymer belief sich die Spanne zwischen 1,44 und 1,50 €/kg.

PVC-Hersteller setzen Erhöhungen durch

Im Markt für PVC berichteten die EUWID-Gesprächspartner weiterhin von einer schlechten Nachfrage. Sie sei besser als im Ferienmonat August gewesen, aber noch immer unter dem Niveau der letzten Jahre. Die Baubranche meldete den Marktkennern zufolge weiterhin wenige Bedarfe an, Pharma soll hingegen stabil gewesen sein. Das Angebot habe weiterhin über der Nachfrage gelegen. Die europäischen Produzenten fuhren, wie es hieß, seit Monaten mit gedrosselten Kapazitäten, aber von Abschaltungen war nicht zu hören. Es sei noch immer etwas Importware aus den USA gekommen, aber weniger als in den Vormonaten. Gründe hierfür seien zum einen das sinkende Preisniveau in Europa, wodurch sich Exporte nun weniger lohnen, zum anderen konnten US-amerikanische Produzenten nicht mehr so viel herstellen.

An der Preisfront haben die Hersteller im September vor dem Hintergrund der Ethylensteigerung einen Aufschlag von 30 bis 40 €/t verlangt. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und das haben wir den Kunden kommuniziert“, erklärte ein Produzent. Die meisten Kunden hätten diese Erhöhung akzeptiert. Bei großen Abnehmern und Importware sollen, wie vereinzelt zu hören war, noch Preise unter 1.000 €/t möglich sein. Allgemein lagen die Notierungen für PVC Kabel/Folien in einer Spanne von 1,26 bis 1,36 €/kg.

Verhaltener Ausblick auf das Jahresende

Der Ausblick nahezu aller EUWID-Gesprächspartner auf das vierte Quartal fällt verhalten aus. Man mache sich keine Hoffnung auf eine Trendwende des Marktes noch in diesem Jahr. Offen diskutiert wird, ob die Polymerproduzenten aufgrund eines möglichen weiteren Preisschrittes der Monomere Ethylen und Propylen auch in den kommenden Monaten mit Forderungen an die Käufer herantreten könnten. Die Frage sei, ob dies dann die Bedarfe endgültig ausbremsen könnte, so der Tenor. Schon jetzt zeige etwa Naphtha ein sehr hohes Preislevel und tendiere weiter nach oben. Auch die Notierungen an den Rohöl-Markten (Brent/WTI) bewegten sich Ende September aufwärts.    

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